Mittwoch, 20. November 2013

Bargeld abschaffen - nein danke!

Es häufen sich in letzter Zeit die Artikel (z.B. im Spiegel), wo mit unterschiedlichen Argumenten das Bargeld abgeschafft werden soll.

Ich bin strikt dagegen.
Bargeld ist die letzte Möglichkeit, der totalen Kontrolle auszukommen.

Wenn Du in Ungnade fällst (und das ist bei den Big Data gleich einmal geschehen), kann Dir der, der das Geld kontrolliert, Dir den Geldhahn abdrehen.
Ich wäre mit meiner Kritik am  neoliberalen System und am Geldsystem und nicht zuletzt wegen dieses Blogeintrags wahrscheinlich unter den ersten.
Du kannst nichts mehr kaufen.
Du kannst nirgends mehr öffentlich fahren (da die Zugangskontrolle durch RFID Chips erfolgen wird. Der Chip kann deaktiviert werden - Du kannst in kein öffentliches Gebäude mehr hinein.
Lesegeräte können überall angebracht werden, auch außen am Haus.
Du kannst nicht mehr nach Hause.
Deine Verwandten werden ebenso abgedreht, bis Du Dich stellst.
Warum nicht auch deine Freunde?

Alles nur böse Phantasien eines paranoiden Verfolgungswahnhirns?
Wenn ich mir die Geheimdienstskandale anschaue, wenn ich sehe, wie Personen verfolgt werden, die Gesetzesverstöße von Regierungen und deren Erfüllungsgehilfen aufzeigen, bin ich mir nicht so sicher.

Viel fehlt dann nicht mehr zur schönen neuen Welt. Aber wir müssen uns auch beeilen, wir sind 40 Jahre  im Rückstand.



Dienstag, 19. November 2013

Aufruf zur Evolution

Ich möchte mich an den Artikel von Naomi Klein anlehnen, die meint: Widerstand wird zur Pflicht, wollen wir überleben.
Man muss nicht so mutig sein wie der Glaziologe Jason Box, einer der weltweit renommiertesten Experten für die schmelzenden Eisschilde Grönlands. Er ließ sich vor dem weißen Haus verhaften, als er gegen die Keystone-XL-Teersandpipeline demonstrierte. (Und die USA gehört zu den Ländern, wo es nicht sehr ratsam ist, verhaftet zu werden).
Ich bin nämlich nicht so mutig. Dennoch kann jeder etwas machen.
Ich habe in den letzten Jahren versucht, eine neue Richtung einzuschlagen, neue Verhaltensweisen für mich zu entwickeln, die menschen- und ressourcenwürdigend(er) sind. Hier sind ein paar Erfahrungswerte:

1. Einstellung und Einsicht.
Intensive Information und Recherche hat dazu geführt, dass ich unser Wirtschafts- und Finanzsystem anders sehe als vor 12 Jahren. Ich vertrete mittlerweile das Modell der Geschenkökonomie. (Hier ist
das Buch dazu und noch weitere Ideen) und unterstütze es.


2. Persönlicher Lebensstil (siehe auch hier: Tipps gegen Stress)
Vom Turbokapitalisten zum ...?
Vor 12 Jahren war mein Kurs Firmenaufbau und Wachstum. Geld verdienen.
Mittlerweile habe ich meine Firmen liquidiert oder verkauft und arbeite deutlich weniger. Dadurch zahle ich weniger Steuern (ich möchte nicht die "Banken retten" oder die "nervösen Märkte beruhigen"), habe im Gegenzug mehr Zeit (und Geld) um soziale Projekte zu unterstützen).

3. Ressourcen schonen
Ich fahre nicht schneller als 90 (meine Freunde in der BRD mögen diesen Satz gleich wieder vergessen und mir verzeihen).
Ich repariere soweit es geht meine Sachen und versuche der geplanten Obseleszenz ein Schnippchen zu schlagen.

Heute habe ich meine 30 Jahre alte Haube gestopft



 (naja, man kann es auch übertreiben).

Mein Auto hat 350.000 km drauf.
Ich überlege mir viel öfter, was ich kaufe.
Mein Handy ist mehr als 5 jahre alt.

4. Ich schreibe eine wissenschaftliche Arbeit, mit dem Ziel, dass Materialien solange verwendet werden wie möglich, die derzeit voll funktionsfähig geschreddert werden.

Ich versuche laufend, mich in diese Richtung weiter zu entwickeln. Für mich gibt es hier kein "zurück in die Steinzeit". Ich bin überzeugt, dass wir bei deutlich besserer Lebensqualität ebenso deutlich weniger Ressourcen vergeuden können.

Montag, 11. November 2013

Vom Wirtschaften zum Gemeinschaften - Science Event 2013

Das Umweltbundesamt lud heute ins altehrwürdige Funkhaus in die Argentinierstraße in Wien..
http://www.umweltbundesamt.at/anmeldung_scienceevent13/
Das Thema zeigt, dass aus vereinzelten Ideen ein Trend geworden ist. 
Der erste Redner (Harald Heinrichs) forscht zum Thema Sharing Economy, und als ich ihn beim Büffet anschließend frage, ob er die Geschenkökonomie unter diesen Begriff einordnen würde (was ich nicht tun würde, da es etwas gänzlich anderes ist), meint er sinngemäß:
"Es macht gesellschaftspolitisch Sinn, aus den unterschiedlichen Ideen eine Bewegung unter einem Dach zu subsummieren." 
Das überzeugt mich.
Begeisternde Einzelprojekte wurden von begeisterten Vertretern vorgestellt (z.B. Cradle to Cradle, Urban Gardening, die soziokratisch organisierte Bank für Gemeinwohl und vor allem das Reparaturzentrum RUSZ  begeisterten mich). Hier machen Leute etwas, das sie wirklich für sinnvoll erachten.
Der Kontrast kam in der Podiumsdiskussion, wo Vertreter der klassischen Ökonomie (die Sponsoren)  ihre Statements abgaben.
Was für ein Gegensatz!
Leere Worthülsen, entfremdete Fremdworte, alles ist dem Homo Ökonomicus untergeordnet. "Das kostet extra", "Innovation = besser und billiger,...").
Sinn war für mich nicht zu spüren. Dafür gelebte Knappheit an Begeisterung. Das wurde durch Nichtssagen oder nichts sagen ausgedrückt.
Als einer aus dem Publikum anmerkte, dass unser Geldsystem ein grundlegendes Problem darstellt, mit Zinseszinsproblematik sowie Privatisierung in die Hände einer Minderheit wurde ihm vor dem letzten Punkt das Wort abgedreht (der wäre gewesen: Belohnung von Knappheit anstatt von Fülle). Die Frage der Moderatorin ans Podium: "Wer möchte antworten" versandete im Schweigen der neoliberal braingewashten Gesichter: eine kollektive Allegorie des völligen Unverständnisses.
Allerdings: Dieses Podium repräsentiert die Macht. Dass von diesem Establishment keine Lösungen zu erwarten sind, wurde sonnenklar. Die liegen in den Händen der Zivilgesellschft. Deswegen macht es auch Sinn, sich zu einer Bewegung, der Sharing Economy, zu formieren, was zur Zeit der Fall ist.
Dem Podium rufe ich zu: Willkommen in unserer Gegenwart! Bitte horcht auf Euer Herz. Bitte lernt, es wieder zu spüren. Bitte lernt, den Begeisterten zuzuhören, Euch von ihren Sinnmomenten erfüllen zu lassen. 

Die von den Rednern mehrfach geforderte Politik möchte ich mit Konstantin Wecker umschreiben: Ein kleines Volk zwischen Agonie und Phagozytenanfällen.
Dass es (trotzdem) lebt merken wir bei Wahlen und bei Gerichtsprozessen.

Ob diese Bewegung ebenso wieder versandet, wie die schon mal dagewesenen Bewegungen der 70er und frühen 80er Jahre (wie es eine Zeitzeugin anmerkte), ob es das Kapital wieder schafft, diese Bewegung auszusitzen und zu korrumpieren, das wird die Qualität der Zeit zeigen.

Ich habe das Gefühl, jetzt ist es nicht mehr aufzuhalten.
Hier schließe ich mich gerne Wecker an:

Doch da muß jetzt was passieren,
zuviel Zeit ist schon verschenkt,
und es wird von den Erstarrten
das Geschick der Welt gelenkt.
Und die fällt bald aus den Angeln.
Komm, wir gehen mit der Flut
und verwandeln mit den Wellen
unsre Angst in neuen Mut.