Sonntag, 6. Oktober 2013

Wollen die Bedingungslosen das Grundeinkommen verhindern?

Es gibt einen Trend, der in den letzten Jahren massiv geworden ist: Die Forderung nach dem bedingungslosen Grundeinkommen.
Ich habe mir und anderen die Frage gestellt, warum es das nicht gibt.
Meine Gegenargumente: Ich gaube, die Gesellschaft ist noch nicht reif dafür, der Schritt wäre zu groß. Die Produktivität des Volkes würde dramatisch runtergehen. Und da es ja irgendjemand bezahlen muss, wäre irgendwann zu wenig Geld dafür da.
Also: ich bin mir sicher, dass ich sobald wie möglich dramatisch weniger arbeiten würde.
Außerdem: ich kenne kein serös evaluiertes Projekt, wo es mit Erfolg umgesetzt wurde.
Zum Beispiel ein Versuchsprojekt: Eine private Initiative von Patrick Siebert, wo ich eingeladen wurde, beizutreten, was ich abgelehnt habe. Ich zahle eh schon Steuern, die an die Ärmeren gehen, manchmal Bankzinsen an die Reichen ... und dann noch mehr für die Ärmeren spenden? Hmmm. widerstrebt mir. Und selber nehmen, widerstrebt mir auch.
Das Gegenargument anderer: Unfair, ich muss arbeiten und die machen sich einen schönen Tag. Warum soll ich dann noch diese Arbeit machen (Polizist, Bäcker,...) wenn ich fast mehr Geld bekomme? Ich höre sofort auf zu arbeiten.Ich war immer für das Bedingte Grundeinkommen. Das bedeutet: Wer es möchte, muss etwas fürs Gemeinwohl machen. Damit würde man die Gegner ihrer Argumente berauben, (ich hätte auch keine mehr dagegen), es wäre politisch vielleicht sogar umsetzbar.

Die Vertreter des Bedingungslosen Grundeinkommens sind mit beinahe religiösem Eifer gegen jede Bedingung, die die Freiheit einschränkt. Verhindern sie nicht damit das Grundeinkommen? Wenn sie es als Stufenplan sehen würden - zuerst das Bedingte, dann das Bedingungslose, dann könnten sie ihr Ziel mit einer Zwischenstufe (vielleicht) erreichen.
Ich bezweifle, dass das Bedingungslose Grundeinkommen politisch umsetzbar ist - und ich bin selbst auch dagegen. Für das Bedingte sehr wohl (über die Bedingungen können wir uns sicher einigen ... vielleicht 2 Stunden pro Woche fürs Gemeinwohl? 6 Stunden? Egal. hauptsache irgendwas).

Ich stelle mir die Frage: Wer profitiert davon, dass es kein Bedingungsloses Grundeinkommen gibt. 
Da die Vertreter die Vorstufe so vehement ablehnen, profitieren die Gegner des Bedingungslosen Grundeinkommens.
Sind vielleicht die Vertreter versteckte Gegner? Sind sie nur deren Handlanger? Sind sie blauäugig? Was ist da los?

Zu guter Letzt habe ich Götz Werner, Aufsichtsratschef der Drogeriekette dm, gefragt, wieso er das Bedingungslose Grundeinkommen nicht in seiner Firma eingeführt hat. Er setzt sich ja vehement dafür ein. Wenn er glaubt, was er sagt, müsste es ja wunderbar funktionieren.
Auf die Antwort bin ich gespannt.

Meine Vision:
Zuerst das Bedingte,
dann das Bedingungslose
Dann die Geschenkökonomie.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

5 Vorschläge gegen Stress

Ich kenne viele Personen, die klagen über Stress.
Ich habe derzeit das Gefühl, kaum Stress zu haben. Das war nicht immer so, und es war nicht leicht, es zu erreichen. Hier sind einige Tipps:

1. Ich habe gelernt, wesentlich öfter nein zu sagen.
Die beste Definition von Stress habe ich von Reinhard Sprenger: "Stress ist, ja sagen und nein denken". Wie oft sagt unser Mund schon ja, während unser bauch schon aufjault und NEIN schreien will, aber leider keinen Mund hat. Den Versuch des Magens, dennoch zu schreien, nennt man Magengeschwür.
Tipp Nr. 1: Sag nie sofort ja, schlafen Sie eine Nacht darüber und höre auf Dein Bauchgefühl.

2. Ich nehme mir viel mehr Zeit als früher, wenn ich wohin fahre.
Die beste  Definition für mein früheres Reiseverhalten habe ich von Helmut Qualtinger in Der Wüde auf seina Maschin:
I hob zwoar ka ohnung wo i hinfoahr
Aber dafür bin i gschwinder duat
Naja, ich habe schon gewusst wohin, aber bin so schnell wie möglich hingefahren. Mittlerweile fahre ich nicht schneller als 100 (auf der Autobahn), auf der Bundesstraße eher 80.
Das Reisen hat sich von der Hetze zur kontemplativen Tätigkeit entwickelt.
Ich habe nun viel Zeit, bin sehr früh an meinem Bestimmungsortr, kann dort auf einen Kaffee gehen und Zeitung lesen ... aber am wichtigsten: Ich habe nicht das gefühl, mich zu hetzen.
Unvorstellbar?
Tipp Nr. 2: Probiers aus. Nur 3 Monate lang ...maximal 100 ...

3. Ich habe weniger Termine in meinem Terminkalender.
 Wir sind immer noch der Herr über unseren Kalender. 
Die beste Definition für falsches Kalendermanagement wird Helmut Fischer zugeschrieben: "A bisserl was geht immer".  Ich habe einen Kalender, in den ich maximal zwei Termine pro Tag eintragen kann. meistens ist es nur einer pro Tag. Warum sollte ich auch mehr Termine hineinpressen?
Tipp Nr. 3: Reduziere die Termine.

4. Ich habe weniger Zeitdruck
Die beste Definition für Zeitmanagement habe ich von Harry Beckwith (Selling the Invisible). "Say p.m., deliver a.m." (Versprich es für Nachmittag und liefere es am Vormittag.). Ich stelle eine Tendenz "in uns" fest, in zu engen Zeithorizonten zu denken. Wir nennen unserem gegenüber den frühest möglichen Zeitpunkt. Warum eigentlich? Ich habe mir angewöhnt,  die Liefertermine, die mir in den Sinn kommen, sofort deutlich nach hinten zu verschieben.
Tipp Nr. 4: Setze Dich selbst nicht unter Druck. 
Verschiebe deine Termine deutlich nach hinten
 - sage nicht "15.00 Uhr", sage "17.00 Uhr."
Ich liefere dann eher gegen 17 Uhr.

5. Ich schiebe Termine nach hinten.
Ich ersuche meine Kunden, ob es später auch geht. Viele meiner Kunden haben ein ähnliche Tendenzen, Termine zu eng zu setzen. Sie sagen oft: Ich brauch das morgen ... und dann treffen sie aber die Entscheidung erst nach 2-3 Wochen. Das brachte mich auf die Idee, vielleicht nachzufragen, ob es wirklich schon morgen sein muss.
Die beste Derfinition für diese Strategie hat meine Mutter: "Fragen kostet nix". Und siehe da: Es ist fast immer später möglich.
Tipp Nr. 5:  Frage obs übermorgen auch noch geht.


Das gilts zu bedenken:
Der Weg vom stressreichen Leben zum stressarmen ist lang und schwierig - schneller gehts, wenn man einen Herzinfarkt nützt (den habe ich nicht gehabt, daher hats länger gedauert).
  • Ich habe jetzt nur mehr 10% vom Umsatz wie im Jahr 2000. Das ergibt weniger Prestiege. Umsatz = Prestiege. Habe aber jetzt nicht das Gefühl, weniger Geld zu haben, weil ich eh immer alles ausgegeben habe. Früher halt 10 Mal so viel.
  • Ich habe meine beiden Firmen nicht mehr: Eine liquidiert, die andere verkauft. Ich habe jetzt  weniger Status als früher. Firmen sind Status.
  • Ich habe es erst aushalten lernen müssen, weniger zu tun. Man kommt sich anfänglich überflüssig vor. Arbeit = Lebensinhalt.
  • Und es gibt Rückfälle, weil Stress starke Suchtsymptome hat. Dranbleiben! heißt es dann. Stress = Sucht.
Eine wichtige Kernfrage: Was brauche ich wirklich?