Montag, 17. Dezember 2012

... und die globalen Netzwerke nach dem Wandel

Die alten Netzwerke habe ich vor kurzem beschrieben. Es sind Abhängigkeiten, wo man jemandem einen Gefallen schuldet und ihn/sie deswegen bevorzugt behandelt. Ich empfehle Dich, weil Du hast mich auch empfohlen (oder meinem Freund geholfen). Diese Abhängigkeiten werden auch "Seilschaften" genannt.
In der Extremform werden diese Netzwerke korrupt und mafiös. In der "höchsten" Entwicklungsstufe geht es darum: ich schädige jemanden, damit Du mich nicht schädigst.
Die damit verbundene Wirtschaftsform ist auf Konkurrenz aufgebaut, die Extremform ist "gegenseitiges Über-den-Tisch-Ziehen.

Es scheint ein Zeichen der Zeit des Wandels, dass sich diese Netzwerke noch extremer entwickeln, dass sich ihre "Kultur" noch mehr ausprägt.

Und es gibt - ein weiteres Zeichen des Wandels -  die Gegenbewegung:

Zum Beispiel Vertrauensnetzwerke: Ich empfehle Dich weiter, weil Du wirklich gut bist, nicht, weil ich Dir was schulde.
Die entsprechende Wirtschaftsform ist dadurch gekennzeichnet, dass man nur Win-Win-Geschäfte abschließt. Das heißt, jeder richtet ein Auge auf das Wohl des anderen. "Ich mache kein Geschäft, das Dir schadet".  Positiv ausgedrückt: Ich mache nur Geschäfte, die Dir und mir nützen.

Weiterentwickelt befinden wir uns in der Gemeinwohlökonomie. Jeder macht nur Geschäfte, die gut für ihn selbst, den anderen und die Gemeinschaft sind.

Gibt es dann noch etwas? Ja, die Geschenkökonomie. Man gibt, weil man es gerne macht und erwartet keine Gegenleistung. Bedingungsloses Geben und Helfen.
Wie Mark Boyle in seinem Buch "Der Mann ohne Geld" die Gute-Taten-Wirtschaft beschreibt:

"Hierbei geht es darum, freimütig zu geben und zu empfangen. ... Bedingungsloses Geben hat etwas an sich, das Beziehungen  verwandelt und Verbindungen auf eine Art aufbaut, wie es traditioneller Tauschhandel niemals könnte."
Beispiele gibt es zu Hauf. Ob couchsurfen, Skriptenforum, Share & Care ... Schenken scheint "in" zu sein.

Ich freue mich auf eine Welt, die genau so aussieht.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Korrupte Mafiöse Netzwerke

Korruption ist ein ...
 "... Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils in einer Position öffentlicher oder ziviler Verantwortung". (Wikipedia)

Der Begriff (soziales) Netzwerk bezeichnet ein Beziehungsgeflecht, das Menschen mit anderen Menschen und Institutionen sowie Institutionen mit anderen Institutionen verbindet  (Quelle: Internet)

Ein Netzwerk ist weder gut noch schlecht. Es kommt darauf an, wozu es verwendet wird. Spannend ist es, wenn eine Gruppe von Leuten in Führungsverantwortung ist - sei es in der Politik, in Unternehmen oder in Vereinen. In Vereinen ist der Vorstand den Mitgliedern verpflichtet, in politischen Organisationen (z.B. Körperschaft öffentlichen Rechts) den Bürgern (dem Gemeinwohl).

Oft gibt es in diesen Organisationen ehrenamtliche und angestellte Personen in leitender Funktion. In Vereinen sind es meist ein ehrenamtlich arbeitende Vorstände, Leiter von Gremien und Expertengruppen und angestellte Mitarbeiter.
Diese können ein Netzwerk bilden.
Wenn dieses Netzwerk dazu dient, die Interessen der Mitglieder oder der Bürger/innen besser zu vertreten, dann ist es hilfreich.

Wenn es dazu dient, die Interessen des Netzwerkes zu vertreten, dann ist das so lange ok, als sich deren Interessen mit denen der Mitglieder oder der Öffentlichkeit deckt. Wenn nicht, ist es schädlich.

Ein guter Vorstand (Leitung) kann die Eigeninteressen beiseite legen und konzentriert sich auf die der Mitglieder (Öffentlichkeit). Er tritt zurück, wenn sich das nicht vereinbaren lässt. Ein schlechter Vorstand bedient die eigenen Interessen und vernachlässigt die der Mitglieder (Öffentlichkeit). 

Spannend wird es, wenn materielle Interessen dazu kommen. Wenn die Führung einer Organisation die Interessen der Mitglieder (Öffentlichkeit) vernachlässigt, um materielle Vorteile zu erlangen, dann nenne ich das korrupt.

Ich definiere ein korruptes Netzwerk als Gruppe von Menschen in einer Führungsverantwortung, die aus materiellen Gründen die Interessen der Ihnen anvertrauten Gruppe vernachlässigt.

Der Übergang ist schleichend. Man bekommt kleine bezahlte Aufgaben zugewiesen, und schon überlegt man sich, ob man bei einem Antrag des/der geheimen Anführer zustimmt oder ablehnt. Denn Personen, die ein korruptes Netzwerk aufbauen, haben ein gutes Händchen für die "Knöpfe", auf die ein Mensch reagiert.
Vor allem, wenn ein Exempel statuiert wird und jemand, der sich aufgelehnt hat, diese kleine Zuwendung verliert. Zumeist genügt die Androhung.

Bei Machiavelli kann man das alles übrigens nachlesen.

Aufbau eines korrupten Netzwerkes

Zuerst wird man gelobt, umschmeichelt, Anerkennung gegeben. Das genügt oft. Die Bosse eines Netzwerkes sind oft hervorragende Verführer! Wölfe im Schafspelz.

Ist man wichtig (im Sinne von: Einfluss auf viele Menschen und somit potenziell auch gefährlich), dann wird man bestochen. Man bekommt den kleinen Job, die Position, die Zuwendung. Zur Bestechung wird die Zuwendung, wenn man wegen der Zuwendung seine Meinung ändert oder nicht vertritt. Das geht unglaublich schleichend, man merkt es selbst nicht! Wer das schon bei sich erlebt hat, der weiß, wovon ich spreche. Ich habe das selbst bei mir erlebt, und wurde durch einen Freund darauf aufmerksam gemacht. Seitdem habe ich eine "Ethikkommission".

Mafiöse Netzwerke

Bestechung und Angst vor Verlust der Zuwendung ist das eine. Fremdkörper im Netzwerk (wie z.B. ein gewähltes Mitglied des Vorstands oder ein Firmenmitarbeiter, der von außen reingesetzt wird), die nicht bestechlich sind, müssen irgendwie anders zur Ruhe gebracht werden. Das geschieht mit Drohung und Bekämpfung.

Wird man widerspenstig, dann wird gedroht. Hier darf man bei "Wichtigen", nicht kleckern, sondern es muss gleich mit Klage oder beruflichen Problemen gedroht werden. Natürlich nicht direkt, sehr verklausuliert, aber der Adressat weiß Bescheid.

Wer dann nicht gezähmt ist, wird gemobbt. Bestraft. Je mehr das übrigens merken, desto leichteres Spiel hat man beim Rest der Mannschaft!

Dann bleiben nur mehr sehr, sehr wenige übrig. Angst ist ein starker Motivator, und ein schlechter Berater. Die meisten Menschen sind in finanziellen Abhängigkeiten. Wenn mit der beruflichen Vernichtung gedroht wird, und das auch realistisch erscheint, wer zieht dann nicht zurück? Wer setzt das Wohl der Familie aufs Spiel wegen seiner Überzeugungen? Ist das überhaupt ethisch vertretbar?

Korrupte, mafiöse Netzwerke arbeiten mit Bestechung und Angst. Das kann soweit gehen, dass berufliche Existenzen bedroht sind, dass man nicht mehr mit "Feinden" telefonieren darf, dass man sogar das Augenmaß für sämtliche Regeln des Zusammenlebens verliert (soziale Regeln, aber auch Vereinssatzung, bis hin zu Gesetzen).

Hierarchie

Mafiöse Strukturen haben ein unumschräktes Oberhaupt. Die Mitglieder müssen ohne Widerrede das tun, was Chef sagt. Wer gehorcht, dem ist die Solidarität und der Schutz des Oberhaupts gewiss. Aber nur, solange man nützlich ist. Viele dieser Oberhäupter haben einen Berater oder Unterboss, der die Schmutzarbeit erledigt und bei Gefahr für den Boss fallengelassen wird.
Grundsatz ist: Bist du nicht für uns, bist Du gegen uns.

Demokratie und Transparenz
 
sind die Feinde des mafiösen, korrupten Netzwerkes. Deswegen wird versucht, demokratische Prozesse zu unterdrücken. Regelbrechung wird dabei in Kauf genommen. Dabei ist verblüffend, wie dreist dabei vorgegangen werden kann, ohne dass "die große Menge" revoltiert. Die werden ja nicht informiert und informieren sich selbst auch nicht. Es reicht, es zu ignorieren, wenn einzele Personen mehr Information einfordern. Wenn sich Gruppen zusammenrotten, dann siehe oben: Klotzen, nicht kleckern.
Ich glaube, solche Netzwerke sind häufiger, als man denkt. Es muss nicht immer geschossen werden. Wir sind ja nicht bei der Mafia. Durch Mobbing sind auch schon Personen in den Selbstmord getrieben worden - ohne irgedwelche Gewaltanwendung.

Aufruf zur Individualethik

Mafiöse korrupte Netzwerke leben davon, dass der/die  Einzelne den Mund hält. Wenn jemand unfair behandelt wird, schweigen alle. Wenn jemand aufsteht, um einen Misstand aufzuzeigen, schweigen alle. Wenn über jemanden schlecht geredet wird, schweigen alle anderen. Oder mobben eifrig mit: Wer gefällig ist, bekommt Zuwendung/en. Wer sich dem Gegner anschließt (siehe .. jaja .. klotzen ...)
Daher darf man nie das persönliche Gewissen vernachlässigen. Die eigene Ethik ist ein zartes Pflänzchen und gehört gepflegt. Sie gehört durch Außenstehende gedüngt. Meine Ethikkommission besteht aus meinen Kindern und guten Freunden, und zeitweilig zugezogenen Außenstehenden.



Seid Ihr in einem Netzwerk...


  • ... dann führt maximale Transparenz ein (z.B. Protokolle online stellen - zumindest für die Gruppe einsehbar).
  • Führt eine unabhängige Ethikkommission ein.
  • Achtet auf demokratische Prozesse. Bedenkt dabei: Demokratie bedeutet nicht Diktat der Mehrheit!
  • Achtet auf die Menschenrechtskonvention. Immer bei Konflikten und Beschuldigungen die andere Seite auch hören.
  • Lasst Euch nicht von Behauptungen blenden, auch wenn sie oft wiederholt werden. Glaubt nur, was belegbar ist.
  • Bei Gesprächen immer ein Protokoll schreiben, das von allen unterzeichnet wird. Fordert diese Protokolle ein.
  • Wenn Einsicht in Protokolle verweigert wird, dann sollten dioe Alarmglocken läuten.
  • Nehmt Frauen auf! Es ist kein Zufall, dass solche Netzwerke oft rein männlich besetzt sind. 

Wenn diese Punkte abgelehnt werden (und man sollte nicht glauben, wie viele gute Gründe dafür gefunden werden), dann solltet Ihr argwöhnisch werden und nicht locker lassen. Vielleicht seid Ihr in so einem Netzwerk.

Dann seid Ihr gefragt!